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Von Bangkok nach Siem Reap

Über einige Touristenbusse die von Bangkok direkt nach Siem Reap fahren, habe ich im Lonely Planet gelesen. Sie werden dort als Scam-Busse bezeichnet. Soll heißen, Touristen werden weichgekocht und abgezockt. Ich habe auch einen Bus von Bangkok nach Siem Reap über ein Touristenbüro gebucht und auf der Tour meine ganz eigenen Erfahrungen gemacht.

Mein Busticket von Bangkok nach Siem Reap kostete mich vierhundertfünfzig Baht und war, wie ich im Nachhinein erfahren habe, immer noch zu teuer. Einige Touris haben nur die Hälfte gezahlt. Nichtsdestotrotz sind knapp elf Euro für einen solchen Trip in einem Doppelstockbus mit Klimaanlage und Toilette durchaus ok. Ich startete morgens um sieben Uhr. Eigentlich sollte mich ein Minibus zur Bushaltestelle bringen, von wo aus dann der Doppelstocker abfahren sollte. Nach dreißig Minuten kam zwar kein Minibus, dafür aber eine etwa vierzig Jahre alte Thailänderin mit kurzgeschnittenen Haaren auf einer kleinen Yamaha. Sie hielt und winkte mich herüber. Ich sollte mit meinen beiden Backpacks auf ihr kleines, rotes Moped steigen und sie wollte mich dann zum Bus bringen. Naja, ich hatte keine Wahl. Nach zehn Minuten Angst erreichte ich den Abfahrtspunkt. Ich war scheinbar der erste. Die „Haltestelle“, gleich neben der Straße auf einem matschigen Rasenstück, füllte sich nach und nach mit Gleichgesinnten aller Herren Länder und nach etwa dreißig Minuten kam dann der Bus. Keine zwei Ebenen, aber mit WC und einer Klimaanlage, die leider mehr schlecht als recht funktionierte. Mir war jedenfalls viel zu warm und andere teilten mein Leid mit mir.

Ich saß schon eine Weile und wartete darauf dass es los geht. Ich wartete und wartete. Wir alle warteten, aber es passierte nichts. Dreißig Minuten später startete der Bus Richtung Kambodscha. Doch lange dauerte die Reise nicht. Der Motor des alten Toyotas verreckte an jeder Kreuzung. Der Bus rüttelte und schüttelte sich wie ein stures Pferd. Nach fünfzehn Minuten Fahrt eröffnete man uns, dass ein Motorteil ausgetauscht werden müsse. Wir hielten also auf der linken Seite einer Schnellstraße und durften einem dauergrinsenden, thailändischen Monteur beim Herumfriemeln an irgendeinem Teil unter dem Bus zusehen. Nach einer weiteren halben Stunde kroch der Mann unter dem Bus hervor und präsentierte uns ölbeschmiert und immer noch grinsend, irgendein metallisches Ding. Der Toyota war repariert. Wir verließen Bangkok endlich mit zwei Stunden Verspätung.

„Die Polizei in Kambodscha ist korrupt. An der Grenze wird man versuchen euch übers Ohr zu hauen. Die Visa kosten mindestens eintausend Baht. Wenn ihr aber an einen sehr schlimmen Grenzer geratet, könnte es auch doppelt so teuer werden. Wir bieten aber auch einen Visaservice an..“ Für nur tausenddreihundert Baht, so sagte man uns, hätten wir keinen Stress und könnten ganz sicher sein, dass es nicht teurer wird. Bei einigen Mitreisenden hat der Einschüchterungsversuch funktioniert. Sie gaben fünf Euro mehr für den Visa Service aus. Nun ja, ich wollte meine Einreisegenehmigung lieber selbst an der Grenze holen. Immerhin hatte ich schon zu viel für das Ticket gezahlt.

Nach einem halbstündigen Stopp in einem „Partnerrestaurant“, kurz vor der Grenze, erhielten wir dann einen kambodschanischen Guide für den Grenzübertritt. Furchtbar lange zehn Minuten bis zur thailändisch – kambodschanischen Grenze mussten wir uns allerlei Gruselgeschichten über die Abzocke durch Tuk-Tuk-Fahrer und Polizeibeamte in Kambodscha anhören. Wir wurden regelrecht darauf eingeschworen auf dem etwa einen Kilometer langen Grenzübergang mit niemandem zu sprechen, unser Geld dicht am Körper zu tragen und genauestens auf unsere Taschen zu achten. Der Typ, der uns das erzählte trug Schuhe aus Krokodilleder, Goldkettchen, eine schnieke Anzughose und ein Hemd aus Seide oder einem Kashmirmix. Wenn wir auf ihn hören, würde alles gut werden, versprach er uns. Für mich war der junge Kambodschaner ganz klar einer der ganz großen im Scam-Business. Mein Vertrauen hatte er bereits verloren als er den Bus bestieg.

Der Grenzübertritt war dann halb so schlimm. Ich wurde für das Visum an keinen kleinen Tisch geführt, der an einem übersichtlichen Platz unter einem Bambusdach an der Straße aufgestellt war. Um ihn herum saßen fünf ordentlich dekorierte Polizeibeamte und vertrieben sich die Zeit mit kühlen Getränken und Zigaretten. Ich bin mir hier nicht ganz sicher, aber sie könnten sogar Poker gespielt haben. Eintausend Baht gingen über den Tisch und nach ein paar Minuten erhielt ich mein Visum. Problemlos. Etwas unwohl war mir aber trotzdem. Ich kam mir vor wie in einem Film.

In Kambodscha wartete dann ein Minibus, der uns in sechs Stunden nach Siem Reap bringen sollte. Meine Frage nach einer Klimaanlage quittierte der Fahrer nur mit einem müden Lächeln. Ich leierte also die Scheibe herunter und quetschte mich in den Sitz.

Siem Reap ist von der Grenze aus nur etwa hundertzwanzig Kilometer entfernt. Die Straße besteht aus feinem, rostig-rotem Sand und ist gespickt mit jeder Menge Bodenwellen. Indien lässt grüßen. Sie ist vermutlich eine der schlechtesten Straßen des Landes, weshalb der Trip auch sechs Stunden dauert. Böse Zungen behaupten ja, dass eine größere kambodschanische Fluggesellschaft regelmäßig hohe Geldbeträge an die Regierung fließen lässt, um so den Ausbau der Grenzstraße hinauszuzögern. Viele Touristen nutzen aus Bequemlichkeit nach wie vor den Flieger von Bangkok aus und verzichten auf die anstrengende Überlandfahrt. Ich habe auch gehört, dass sich Kambodschaner und Thailänder nicht besonders mögen. Nach wie vor gibt es Streitigkeiten um wichtige Tempel in der Grenzregion. Es könnte also auch sein, dass den Thailändern allein der Weg zu den Tempeln erschwert werden soll. Wie dem auch sei, ich bin kein Waschweib, die Fahrt war fürchterlich.

Auf halber Strecke ist dann etwas Schreckliches passiert. Ich habe mein kleines, blaues Funktionshandtuch verloren. Ich hatte es mir für etwas mehr Komfort unter den rechten Arm gelegt, der aus dem Fenster hing: Halb im Schlaf zog ich irgendwann meinen Ellbogen in den Bus hinein, um die Sitzposition zu ändern und schwuppdiwupp, war mein kleines Blaues hinter dem Bus im Staub verschwunden. Ich tat so als wäre nichts geschehen. Was hätte es auch geholfen? Hier war ja nichts mehr zu machen.

Mittlerweile war es dunkel geworden und wir erreichten nach einem weiteren Stopp in einem Partnerrestaurant, Siem Reap. Man brachte uns, wie es der Scam-Bus-Bericht im Lonely Planet vorhersagte, in ein Partnerhotel. Im „Hilton Guesthouse“ angekommen, hatten wir aber die Wahl, ob wir bleiben, oder lieber eine andere Option für die Nacht suchen wollten. Entgegen den Berichten im Lonely Planet wurden wir zu nichts genötigt. Ich blieb. Das Zimmer teilte ich mir mit Ned – einem jungen Neuseeländer der ein wenig aussieht wie Curt Cobain. Er wollte am nächsten Morgen weiter an die Küste nach Sihanoukville – im Süden des Landes – fahren. Wir zahlten für das saubere Drei-Mann-Zimmer mit heißem Wasser und TV zusammen nur fünf Dollar.

Die offizielle Währung in Kambodscha ist Riel. Daneben wird aber alles in Dollar gehandelt. Der aktuelle Kurs Euro-Riel steht bei 1:5500. Als ich am Geldautomaten 120.000 Riel abheben wollte und diese riesige Zahl in die Tastatur eingab, wusste ich noch nicht, dass die Automaten nur Dollar ausspucken. Hundertzwanzigtausend Dollar war ganz deutlich über meinem Limit. Zum Glück führte der Automat meinen Auftrag nicht aus. Ich korrigierte die Eingabe und erhielt meine ersten fünfzig amerikanischen Dollar. Das erste was ich mir davon kaufte war ein kühles Blondes. Nach diesem Ritt, die einfachste und wahrscheinlich beste Entscheidung des Tages.

6 Antworten auf „Von Bangkok nach Siem Reap“

wir trauern alle mit dir wegen deinem handtuch, oh je wer hätte je gedacht dass es mal so schlimm enden würde. welch unwürdiger tod, das hat wirklich kein handtuch verdient…

die letzten 3 zeilen könnte man auch falsch verstehen, zumal kambodscha…naja du weißt schon 🙂

und 120tsd dollar, dass das der automat nicht ausgespuckt hat wundert mich ja 🙂 bist du jetzt schon arm geworden??? 🙂

Hello guys, i want to tell you the situation at dez2009: Going from Siam Reap to BKK or Pattaya is possible, in Siam Reap there is a Agency opposite (East) the old market, it costs to Pattaya 15 USD. Yes we have to wait for hours at starting, the bus was ful, but well-organized and …thats adventure! Form estimated departure 7:30 i arrived Pattaya at 17:30 without any trobles, just waiting at the border for 2h in the heat was not funny… but thats OK, in my opinion.. the retour way is also possible and cheaper than the flight..

Vielen dank für diesem anschaulichen und höchst amüsanten Bericht! Mal schauen, welche Erfahrungen wir so machen werden 🙂
Liebst Grüße
Sarah und jana

Den Bericht finde ich gut und vermutlich ganz objektiv abgefasst.
(Den Verlust des Handtuches zu erwähnen ist meines Erachtens eher unwichtig)
Aber all die „Komplikationen“ und die Korruption(sversuche), die beschrieben wurden, sind ja leider nichts aussergewöhnliches in diesen Ländern. Daran muss man schon ein klein wenig immun sein, sonst nervt es zu stark.

Danke für die Informationen.

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