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Maharaja Palast und Devaraja Market in Mysore

Bangalore verließ ich wieder einmal mit dem Bus. Das war bequem und dauerte nur etwa drei Stunden. Die Zeit in dem klimatisierten Volvo vertrieb ich mir mit einem Hörbuch von John Katzenbach, das sich so langsam dem Ende neigte und deshalb besonders spannend war. Die Temperaturen außerhalb des Busses stiegen wieder an, denn wir bewegten uns dem Meeresspiegel entgegen.

In Mysore sollte mich ein riesiger Maharaja-Palast und ein großartiger Basar erwarten, auf dem es neben allen möglichen Gewürzen und Kräutern auch alle regionalen Gemüsesorten und Früchte sowie Dufthölzer und ätherische Öle aus den Blüten der verschiedensten Pflanzen zu bestaunen gab. Außerdem wurde auf diesem Markt zu Kegel-Bergen gehäuftes, farbiges Pulver (kumkum) angeboten, das die Inder für die Bindi-Punkte auf der Stirn von verheirateten Frauen und für andere religiöse Rituale benutzen. Die passende Unterkunft konnte ich diesmal erst beim dritten Anlauf finden. Hier passte jedoch alles. Der Preis und die Sauberkeit stimmten und ich konnte wieder meine lieb gewonnenen, neunzig Fernsehprogramme nutzen.

Der Maharaja-Palast war noch am selben Tag mein erstes Ziel. Ich lief im Norden beginnend quer durch die Stadt um zum südlichen Eingangstor des Palastes zu gelangen. Dort angekommen musste ich mich erst fünfzehn Minuten anstellen, den Touristeneintrittspreis von 100 Rupien zahlen und noch einen Sicherheitscheck wie am Flughafen über mich ergehen lassen. Mein Daypack habe ich ja immer dabei und so musste ich den Rucksack scannen lassen. Kameras kosteten extra oder musste abgegeben werden. Ich zahlte ja nun schon den Touristeneintrittspreis mit einem Aufschlag von fünfhundert Prozent und so wurde ich, mit einer mir unverständlichen Geste nach irgendwo nebenan verwiesen, um meine kleine Canon abzugeben. Ich verstand den offensichtlich gelangweilten Polizist leider nicht und machte mich nach einem kurzen, zustimmenden Kopfnicken aus dem Staub, um das Gelände zu erforschen.

Nach zehn Minuten war ich scheinbar durch. Da fiel mir eine Menschentraube auf, die sich um ein kleines Gebäude, links neben dem eigentlichen Palast, scharte. Ich wusste sofort: da geht noch was. Als ich näher kam wurde auch deutlich, wieso die Leute alle barfuß im jetzt erkennbaren Haupteingang des Maharaja-Palstes verschwanden. Die Schuhe mussten gegen eine Gebühr von zwei Rupien draußen abgegeben werden. Am Ende einer weiteren Menscheschlange wartete eine weitere Sicherheitsüberprüfung mit einem weiteren Flughafen-Handgepäck-Scanner wie schon am Eingangstor. Ich machte mir erst mal keine Sorgen und stellte mich einfach an. Natürlich beanstandete die Sicherheitsbeamtin hinter dem Monitor meine Kamera und verwies mich sogleich zu ihrem hoch dekorierten Kollegen gegenüber, der gerade irgendetwas mit einem Europäer mauschelte.

Der Sicherheitsbeamte machte mir abermals mit Händen und Füßen klar, dass im Gebäude selbst das Fotografieren strengstens verboten sei, was auch eine Handvoll Warn- und Hinweishinweise in verschiedenen Sprachen ringsherum verdeutlichen sollten. In mir kroch das Adrenalin hoch. Ich rechnete entweder mit einer Strafzahlung wegen Missachtung oder eben damit, meine IXUS an Ort und Stelle abgeben zu müssen. Doch nichts von alledem passierte. Der Beamte nahm mich einfach zur Seite und machte mir mit einer versteckten Handbewegung klar, was jetzt Sache war. Er wollte 10 Rupien, unauffällig und in kleinen Scheinen, hinter seinem Rücken, in die aufgehaltene Hand und ich konnte sogleich mit meiner Kamera passieren.

Durch das Innere des Palastes führte ein mit Absperrband gesäumter Weg. Zu sehen waren unter anderem Wandmalereien von britischen und vielleicht auch spanischen Armeen. An den Wänden hingen Fotos von irgendwelchen wichtigen Persönlichkeiten. Vermutlich war auch der Maharaja dabei. In riesigen Glasvitrinen waren zwei oder drei Dutzend verschnörkelte Holztruhen zu bestaunen. So weit ich mich entsinne, waren die Decken mit Mosaiken versehen und alles sah herrlich majestätisch aus.

Während meines „Rundlaufes“ ranzte mich auf einer der vielen Treppen noch eine alte, deutsche Touristin an, die offenbar mit ihrem Kashschmiri unterwegs war. (Kashschmiris sind relativ junge, indische Männer die sich alte, alleinstehende Touristinnen anlachen, um diese dann irgendwann abzuziehen.) Sie raunte in verachtendem Ton während sie sich ächzend die Stufen hoch quälte: „Na, da hats wohl einer eilig?! “ Sie konnte nicht wissen, dass ich sie verstand und guckte entsetzt als ich plötzlich ein paar Stufen über ihr stehen blieb, mich kurz umdrehte und sie mit meinen Blicken durchbohrte.

Den zweiten Tag verbrachte ich dann auf dem Devaraja Market. Er besteht aus etwa vier oder fünf Reihen kleiner und auch großer Stände, die sich über etwa dreihundert Meter – Rücken an Rücken aneinander stehend – erstrecken und durch bunte Planen von der Sonne geschützt werden. Wie schon erwähnt gibt es dort alles möglich zu sehen und zu kaufen. Dieser Markt ist einer der farbenfrohsten und lebhaftesten in ganz Indien. Ich habe mich mit Obst eingedeckt, mit indischen Business-Männern geschnackt und alten Inderinnen beim Basteln von Blumengirlanden zugesehen. Es duftete in jedem der Gänge anders. Einfach großartig! Feilschen ist auf diesem Basar unbedingt nötig, denn gerade bei Touristen wird gern erst einmal das fünf- oder sechsfache des eigentlichen Preises verlangt..

Eine Antwort auf „Maharaja Palast und Devaraja Market in Mysore“

Ich finde den Bericht ganz lustig. Ich war auch mal einen Tag in Mysore, mit einem lokalen Bus, habe aber viel mehr gesehen und von Eintrittsgeld im Palast war keine Rede, erinnere mich aber an die 650 Stufen zum Jain Tempel, bei großer Hitze, die man barfuß von unten antreten mußte.

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