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Indien

Granitfelsen, Ruinen und freche Affen

Die Fahrt nach Hampi begann für mich in Panjim, denn dort sollte der Luxusbus starten. Gegen 20 Uhr war er dann auch endlich da. Von Luxus aber überhaupt keine Spur. Der alte Volvo hatte seine besten Tage wohl schon hinter sich. Innen gab es einen Bereich mit Sitzplätzen und hinten jede Menge Doppelkabinen als Schlafabteile. Ich hatte aber einen Sitzplatz gebucht. Der Bus war selbstverständlich bis oben hin mit Reisenden aller Nationen vollgestopft. Dennoch hatte ich ein wenig Glück, denn meine israelische Sitznachbarin war so gnädig, mit mir den Platz zu tauschen. Da konnte ich wenigstens meine Beine im Gang ausstrecken und hatte die Option aufzustehen.

Erlebnisreich wurde die Busfahrt selbstverständlich auch. Die Kombination: junger, indischer Fahrer und Buckelpiste statt Straße ließ von vorn herein nicht auf einen ruhigen Schlaf hoffen. Die Vermutung bestätigte sich dann auch nach etwa einer halben Stunde. Ich habe wirklich noch nie jemanden ein Fahrzeug so quälen sehen. Es schien als seinen die Stoßdämpfer schon lange nicht mehr da um den Stoß zu dämpfen, sondern nur noch um die Räder von der Karosserie zu trennen. Jedes Schlagloch wurde von dem alten Volvo mit einem heftigen Krachen quittiert. Wir wurden alle ordentlich durchgeschüttelt und auch das ein oder andere Mal aus den Sitzen gehoben. Damit aber noch nicht genug. Da Hampi sehr viel höher liegt als Goa musste sich der Bus über lange Strecken eine ordentliche Steigung heraufplagen. Vollbesetzt ging der Schwede dabei immer mal in die Knie. Ja, er verreckte förmlich in den hohen und auch niedigen Gängen. Herauf- und Herunterschalten wurde zur Lieblingsbeschäftigung des Drivers. Ich kann nicht sagen, ob die Kupplung defekt war oder einfach nur nicht richtig durchgedrückt wurde, jedenfalls beschwerte sich beim Schaltversuch das Getriebe mit lautstarkem Knarksen und knäckern. Die Fahrt sollte 10 Stunden dauern. Der Inder wollte es aber scheinbar in der Hälfte der Zeit schaffen. Er raste über die Piste, als gäbe es kein Morgen mehr. Mit wenig Schlaf und taubem Hintern bin ich dann gegen 9 Uhr, also nach 13 Stunden, in Hampi angekommen.

Dort wartete auch schon ein Heer von Rikschafahrern die sich lauthals um die Touris schlugen. Auch ich wurde erbeutet und ließ mich von meinem Fahrer – der mich den Rest des Tages begleiten sollte – erst einmal ins Gopi Guesthouse bringen. Mein Zimmer bot alles was nötig war. Ein Bett, einen Ventilator und ein Moskitonetz. Das Bad war wirklich schäbig, aber es sollte ja nur für ein paar Nächte sein. Warmes Wasser gab es leider nur aus Eimern, aber immerhin war eine „Dusche“ vorhanden. Nach dem Check-In hab ich mich auch gleich von meinem Fahrer zu den Tempeln und den wichtigen Sehenswürdigkeiten kutschen lassen.

Hampi ist wirklich bombastisch. Die Fotos können diese gewaltige Landschaft gar nicht richtig zur Geltung bringen. Soweit das Auge reicht sieht man abgerundete Granitfelsen die sich zu Bergen vereinen und dabei zwischen Bananenplantagen und riesigen Reisfeldern wieder Ruinen und Jahrhunderte alte Überreste von Palästen und Schutzmauern um sich scharen.

Mitten in Hampi Bazaar steht der riesige Virupaksha Tempel, in dessen Inneren nicht nur den ganzen Tag eine Dauerschleife irgendwelcher Meditationsgesänge dröhnt, sondern auch die Elefantendame Lakshmi darauf wartet, mit ihrem Rüssel kopfstreichend Gläubige zu segnen. Abends, wenn es dunkel ist, wird dieser Ort besonders mystisch. Um in Hampi und Umgebung wirklich alles zu sehen, braucht man sicherlich mehr als eine Woche. Ich war am zweiten und dritten Tag noch einmal stundenlang zu Fuß unterwegs und habe mir die umliegenden Dörfer und Landschaften angesehen, bin auf Berge geklettert und hab mich mit Affen um Bananen geprügelt.

Am letzten Tag hatte ich noch ein tolles Erlebnis auf dem Basar selbst. Hier hängen an einigen Bäumen oder auch Hauswänden ab und zu Münztelefone. Ich wusste, dass Bangalore oft ausgebucht ist und wollte lieber noch ein Zimmer reservieren. Also habe ich mich auf den Weg gemacht und den erstbesten Fernsprecher angepeilt. Diese Geräte schlucken leider nur Ein-Rupien-Münzen und da eine etwa für 20 Sekunden reicht, heißt es: immer ordentlich schnell nachstopfen. Ich musste also erst einmal eine Menge Münzen tauschen. Das war aber kein Problem, denn um den Apparat scharten sich jede Menge Inder. Ein paar Waschfrauen, einige Rikschafahrer und ein alter, zahnloser Mann. Alle boten mir auch gleich bereitwillig an, das Geld zu tauschen. Mit jeder Menge Coins auf Tasche nahm ich mir also nun den Münzsprecher vor. Dieser war zum Glück mit einer Anleitung versehen. Also erst Hörer abnehmen, dann ein paar Münzen hinein, Raute drücken, Freizeichen abwarten und Nummer wählen. Ich fütterte dieses Ding bestimmt mit zehn Rupien, doch nichts geschah. Als ich wieder aufblickte, waren die Leute um mich herum plötzlich verschwunden. Im Umkreis von 20 Metern nur gähnende Leere. Die Indianer hatten sich scheinbar aus dem Staub gemacht. Ob die wohl von dem defekten Telefon wussten?

Nach vier Tagen der Ruhe, ohne Handynetz und ohne GPRS, ging es für mich dann mit einem wirklich tollen Bus weiter in die IT-Stadt Bangalore. Auch diese Fahrt dauerte etwa 8 Stunden. Allerdings hatte ich diesmal ein Single-Sleeper Abteil. Also liebe Mama, eine Einzelschlafkabine. Diese war für mich natürlich nicht groß genug, aber schlafen konnte ich dennoch ganz ordentlich.

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