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Vietnam

Per Stop & Go ins Mekong Delta

Kurz nach Weihnachten hatte ich genug von Sonne, Strand und Meer. Ich wollte endlich das Landesinnere von Vietnam sehen. Das Ticket für die Fähre war schnell gebucht und schwuppdiwupp saß ich im Speedboot nach Rach Gia. Während der Fahrt wurden – und zwar nur an Touristen – kleine schwarze Plastikbeutel ausgeteilt. Erst dachte ich, sie wären für Abfälle bestimmt. Zehn Minuten später wurde mir aber der eigentliche Zweck klar. Die Fähre war mit geschätzten sechzig Sachen unterwegs. Der Golf von Thailand ist nicht besonders angenehm zu dieser Zeit. Immer wieder krachten Links und Rechts heftige Wellen gegen den Bug des Bootes. Wir wurden ordentlich durchgeschüttelt.

Im Hafen von Rach Gia angekommen, wartete bereits eine ganze Horde Mopedfahrer auf uns. Ich handelte einen annehmbaren Preis für die Fahrt zum Busbahnhof aus. Der Fahrer erschien recht vertrauenswürdig und verstand auch ganz gut Englisch. Er schnappte sich mein Backpack und positionierte es zwischen sich und dem Lenker, sodass er gerade noch darüber hinweg auf die Straße sehen konnte. Ich saß, mit meinem Daypack auf dem Rücken, hinten auf der kleinen Yamaha. Nach zehn Minuten fand ich mich an einen Tankstelle wieder. Dort stand ein einziger Bus. Die Richtung stimmte, aber ich hatte kein gutes Gefühl. Der Preis für die Fahrt ins etwa sechzig Kilometer entfernte Can Tho erschien mir mit hundertfünfzigtausend Dong etwas zu hoch, aber ich hatte keine Wahl. Ich zahle und fand mich sogleich auf der noch freien Rückbank im hinteren Teil des Busses wieder. Ein paar Minuten später gesellten sich noch zwei amerikanische Pärchen zu mir und los ging es Richtung Mekong Delta.

Auf der vierstündigen Fahrt hielt der Bus pausenlos. Nach und Nach wurden am Straßenrand wartende Vietnamesen, Säcke mit undefinierbaren Inhalten und ganze Mopeds eingeladen. Alles was nicht lebendig war, wurde auf dem Dach verstaut. Irgendwann stieg auch eine etwa fünfzigjährige Vietnamesin mit typischer Kopfbedeckung ein. Sie schleppte drei riesige, etwa 1×1 Meter große Säcke mit in den Bus, die sie die ganze Zeit nicht aus den Augen ließ. Ich erhaschte irgendwann einen Blick auf ihre Waren: Es waren Zigaretten einer unbekannten Marke – stangenweise. Nach zwei Stunden sprang die alte Dame plötzlich, wie vom Teufel besessen auf und machte sich daran unsere Backpacks, die sich hinten links im Bus stapelten, zur Seite zu räumen. An der nun freien Stelle positionierte sie einen ihrer Zigarettensäcke und begrub diesen ebenso schnell unter unseren Packs. Mir wurde nicht gleich klar, was das sollte. Einige Zeit darauf wurden wir an einer Polizeikontrolle gestoppt und mir ging ein Licht auf. Die alte Dame hatte Glück. Nichts passierte.

Nach vier Stunden erreichten wir Can Tao am Hau Giang oder Bassac River. Es regnete in Strömen und ich war das erste Mal so richtig durchnässt. Nach kurzer Zeit war der Schauer vorüber und ich ließ mich mit einem Motobike in das Tay Ho Hotel kutschieren, welches wieder im Lonely Planet referenziert war. Volltreffer: Zehn Dollar, heißes Wasser, kostenloses WLAN, alles schön.

Noch am selben Tag organisierte ich mir für den nächsten Morgen ein kleines Fischerboot, um die angerenzenden schwimmenden Märkte zu besuchen. In der Früh um sieben Uhr ging es los. Ich stieg in das kleine, etwa sieben Meter lange Boot und tuckerte bei bedecktem Himmel flussaufwärts. Nach einer Stunde erreichten wir den POI. Wie erwartet waren jede Menge Boote unterwegs. Hier wurde alles Erdenkliche gehandelt und verkauft. Daneben gab es jede Menge kleine Boote die sich offenbar auf Touristen spezialisiert hatten. Es konnte Tee, Kaffee, Obst und sogar Suppen, belegte Brote und Nudeln gekauft werden.

Auf dem Rückweg kutschierte mich mein vietnamesischer Captain, der übrigens keinen Brocken Englisch verstand, durch diverse kleine Kanäle die mich leider vollends enttäuschten. Überall im Wasser schwamm Müll herum und es roch grässlich. Ich hatte mir das irgendwie anders vorgestellt. Am nächsten Tag sollte es weiter nach My Tho gehen. Dort wollte ich eine weitere Rivertour unternehmen, die dann endlich meinen Vorstellungen vom großen, weiten, grünen, herrlichen Mekong Delta gerecht werden sollte..

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