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Vietnam

My Tho & Saigon

My Tho war meine letzte Station im Mekong Delta. Für die Fahrt dorthin habe ich mich gegen einen wohl organisierten, klimatisierten Touristenbus und für einen kleinen, alten Minibus – voll mit Vietnamesen – entschieden. Am Busbahnhof in Tay Ho warteten jede Menge dieser Gefährten. Touristen zahlen normalerweise sehr viel mehr als Einheimische, denn Ticketschalter mit einem Preisaushang gibt es nur selten. Es wird prinzipiell etwa das Doppelte oder gar Dreifache verlangt. Mit etwas Verhandlungsgeschick und einem freundlichen Lächeln konnte ich den Fahrpreis diesmal aber soweit drücken, dass ich genau soviel zahlte wie meine Mitreisenden.

In dem Bus lernte ich dann auch gleich eine Familie kennen, die mich so gern mit zu sich nach Hause genommen hätte. Ich sollte unbedingt ihre Töchter kennenlernen. Dafür hätte ich allerdings My Tho sausen lassen müssen, denn Miss Tàm und Ihr Mann kamen aus einer kleinen Vorstadt von Saigon. Und bis nach Saigon aka Ho Chi Minh City waren es noch zweihundert Kilometer. Ich lehnte schweren Herzens ab.

In My Tho ließ ich mich ins Rang Dong Hotel bringen. Am nächsten Morgen organisierte ich mir wieder ein kleines Fischerboot inklusive Kapitän und erkundete am Nachmittag die Gegend. Zwei Tage später brach ich auf nach Saigon.

Vom einem Busbahnhof in Ho Chi Minh aus ging es dann noch einmal für zwanzig Minuten mit dem Motorbike durch die Stadt. Das war ich ja nun schon gewöhnt. Nicht gewöhnt hingegen war ich an die tausenden und abertausenden anderen Motos die sich mit mir zusammen durch die breiten Straßen Saigons drängelten. Verkehrsregeln – so wie ich sie kenne – gibt es auch hier nicht. Die Mopeds, und es gibt fast ausschließlich Mopeds, scheinen sich wie Atome anzuziehen und wieder abzustoßen. Jeder weicht jedem irgendwie aus und am Ende kommen alle dort an wo sie hin wollen. Ein geordnetes Chaos.
Das Guest House meiner Wahl war leider voll. Gegenüber fand ich aber eine großartige Option. Mitten im Herzen der Stadt hatte der alte Herr Minh einige tolle Unterkünfte mit Klimaanlage, Kühlschrank, Wasserkocher und Ethernet Anschluss. Ich war hin und weg. Für zehn Dollar quartierte ich mich hier über Silvester ein. Noch am gleichen Tag machte ich auch Bekanntschaft mit einer alten Vietnamesin. Sie sprach mich an ihrem Baguette-Stand an und erzählte mir, dass sie schon seit Jahren versucht einen alten Freund aus Deutschland wiederzufinden. Mit Hilfe des Internets brachte ich sie dann auch auf eine neue Spur. Aus lauter Dankbarkeit bot sie mir an, mich am nächsten Tag mit ihrem Moped durch Saigon zu kutschen und mir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten zu zeigen. Natürlich nahm ich dieses Angebot an.

Am darauffolgenden Tag starteten wir gegen zehn Uhr. Die Dame war wirklich sehr engagiert. Mit der Zeit merkte ich aber, dass sie nur verpeilt durch die Gegend fährt und sogar nicht einmal mithilfe meiner Karte wusste wo wir uns befinden oder was sie mir doch gleich noch zeigen wollte. Sie suchte ihren Mopedschlüssel, den sie die ganze Zeit in der Hand hielt oder kramte nach ihrem Telefon in der Handtasche, welches sie doch gerade erst in ihrer Jackentasche verschwinden ließ. Nach einer Stunde lud ich sie auf einen Kaffee ein. Wir unterhielten uns eine Weile über dies und das. Dann bedankte ich mich freundlich für Ihre Hilfsbereitschaft und machte mich sogleich auf, um das Saigon-Standardprogramm allein durchzuziehen: Reunification Palace, War Remnants Museum, das Museum von Ho Chi Minh City, diverse Pagodas, Tempel und die Notre Dame Kathedrale. Die restlichen Tage schlenderte ich über einige Märkte, plauderte Kaffee und Kuchen mit ein paar Touris und aktualisierte meine Webseiten.

Am letzten Tag buchte ich ein Schlafabteil in einem Bus und machte mich am nächsten Morgen auf Richtung Nha Trang. Die Schlafabteile in den Bussen sind nicht mit denen in Indien zu vergleichen. Hier hat jeder einen eigenen, verstellbaren Liegesitz aus Leder. Für mich natürlich viel zu kurz, aber trotzdem Luxus pur. In Mui Ne war plötzlich Endstation. Alle Mitreisenden hatten scheinbar nur einen Trip bis in dieses Strand-Resort-Paradies gebucht. Ich wurde ausgesetzt und sollte auf einen anderen Bus warten, der mich dann weiter nach Nha Trang bringen sollte. An der „Haltestelle“ lernte ich dann auch Jan aus Berlin kennen, der ebenfalls auf dem Weg nach Nha Trang war.

3 Antworten auf „My Tho & Saigon“

Tach der Tino – lesen begeistert deine Geschichten und warten schon lange auf die nächste. 😉
Deine Karte ist übrigens vor langer Zeit angekommen – vielen Dank – haben uns sehr gefreut. Wir hoffen, Dir geht es gut und es macht noch ordentlich Spaß!
Bis denne
R&N

Supe Beitrag. Ich finde es gut, dass du „schweren Herzens ablehnen musstest“ die Töchter kennen zu lernen 🙂

Hab den Blog voller Freude über so schöne Berichte direkt mal in die Blog-Roll genommen.

Gruß
Weltreiselust

Hallo Tino,

echt toller Bericht von Vietnam.
Wie verständigt man sich dort – mit Englisch oder Französisch ?

Gut einige Vietnamesen werden auch Deutsch können die in der ehemaligen DDR studiert haben.

Wünsche weiterhin eine schöne Reise und falls du auch nach Down Under kommst wünsche ich Dir dort viel Spass und auch schönen Aufenthalt.

Gruss hans.

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