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Sri Lankas Süden im Schnelldurchlauf

Meine Enttäuschung spülte ich mit einem Tee herunter. Kamal servierte das Nationalgetränk auf seiner wackeligen Holzveranda, die auf etwa zwei Meter hohen Stelzen stand. Die Treppe hinauf war ebenfalls aus Holz und machte auf mich schon einen jämmerlichen Eindruck. Ein paar Minuten später offerierte mir mein Touristenführer ein neues Angebot. Er wollte mir in drei Tagen die halbe Insel und ihre schönsten Sehenswürdigkeiten zeigen. Drei Tage, zwei Nächte, inklusive Auto und eigenem Fahrer.

Auch das ist eigentlich nicht mein Ding. Mich von anderen herumfahren zu lassen ohne wirklich selbst entscheiden zu können ist nichts für mich. Allerdings wollte ich nicht zu viel Zeit auf Sri Lanka verbringen und das Land schnell und einfach kennenlernen. Ich dachte also tatsächlich darüber nach und wollte für die Preisverhandlungen meinen Taschenrechner holen, der sich unten neben dem Bungalow in meinem Daypack befand. Nach zwei Schritten gab die morsche Holztreppe nach und zerberstetet unter mir mit lautem Krachen. Ich schlug mit einem dumpfen Knall auf dem Rasen auf und starrte, nachdem ich mich von dem Schreck erholt hatte, Kamal fragend an.

Mir ist nichts passiert. Die Treppe aber war hinüber und wurde sogleich durch eine Holzleiter ersetzt. Die Verhandlungen mussten nun auf dem Rasen weiter gehen. Ich hörte mich irgendwann „its a deal“ sagen und reichte Kamal die Hand. Am nächsten Morgen sollte es los gehen. Die Nacht verbrachte ich als einziger Gast bei einem Freund von Kamal, der auch wie viele andere in dieser Region alles durch den Tsunami verloren hatte. Am Abend schüttete es zum ersten Mal auf meiner Reise wie aus Eimern. Es regnete so sehr, dass es von oben in mein Zimmer hineinregnete und nach kurzer Zeit der Fliesenboden unter Wasser stand. Ich wechselte das Zimmer.

Dort hatte ich aber mit mehreren Dutzend Mücken zu kämpfen. Das vorhandene Moskitonetz sollte die Viecher aber davon abhalten mich im Schlaf zu malträtieren. Mitten in der Nacht wachte ich schweißgebadet auf. Es war wie immer schrecklich heiß. Ich knipste das Licht an und stellte mit Entsetzen fest, dass sich die Hälfte der Moskitos mit mir zusammen unter dem Netz befanden. Es juckte überall an meinem Körper, aber nicht weil sie mich gestochen hatten, sondern weil sie einfach da waren. Nach einer halbstündigen Umbauaktion hatte ich das vorhandene Netz gegen mein eigenes ausgetauscht.

Am nächsten Morgen stand Kamal pünktlich um 9:00 Uhr auf der Matte. Im Schlepptau einen kleinen, klimatisierten Bus von Toyota und einen Fahrer. Wir starteten die dreitägige Tour. Auf dem Programm stand der Besuch einer Schildkröten-Station und einer Fabrik für Blue Moon Stones, die es wohl nur auf Sri Lanka gibt. Außerdem machten wir in Galle halt und sahen uns beeindruckende Tempel und Riesen-Buddas an. Wir durchquerten den südlichen Teil der Insel und übernachteten in einem netten Hotel an einem Wildpark. Am darauf folgenden Tag ließ ich mich spontan auf eine weitere Safari ein. Dieses Mal gab es schon mehr zu sehen als nur ein paar Frösche.

Einige Stunden später ging es Richtung Norden in die Berge. Teeplantagen, Wasserfälle, Gewürzgärten und herrliche Ausblicke ließen die Zeit wie im Flug vergehen. Das Ziel für die zweite Nacht hieß Kandy. Eine tolle Stadt. Mitten in den Bergen gelegen, beschaulich und sehr entspannt. Bis auf das Erlebnis mit der Riesenspinne ist hier nichts Besonderes passiert. Der darauffolgende Tag begann wieder mit Regen. Wir starteten Richtung Colombo, legten noch einige Stopps ein und trafen dann gegen 15:00 Uhr an der Ostküste ein. Ich suchte mir ein nettes Hotel am Strand und sollte den Abend mit den srilankanischen Hotelangestellten, drei große Flaschen Arrak (Kokusnuss-Schnapps), frischem Fisch und Reiscurry verbringen. Ich weiß nicht mehr was wir feierten, aber wir feierten die halbe Nacht. Die Jungs trällerten mit völliger Hingabe ihre Lieblingslieder und überredeten mich in fortgeschrittenem Stadium, Titel von Wolfgang Petry wiederzugeben. Mir fiel aber auch wirklich nichts anderes ein 🙂 (< - erster Teil)

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