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Kambodscha

Tempel von Angkor & Phnom Penh

Nach fast zwei Wochen in Kambodscha kann ich jetzt schon sagen, dass ich wiederkommen werde. Das Land ist fast halb so groß wie Thailand und hat dennoch nur fünfzehn Millionen Einwohner. Es ist eines der ruhigsten und entspannendsten Länder die ich bisher gesehen habe. Vom Massentourismus noch nicht erschlossen, Hektik und Stress gibt’s hier nicht. Ich fühlte mich, gerade an der Küste, sehr wohl. Man kann ewig am weißen Strand in der Sonne liegen oder einen Kaffee in einer dieser Hütten trinken und es kommt keine Menschenseele vorbei. Wenige Autos, wenige Mopeds, wenig Verkehr. Die schönsten Plätze sind fast immer frei und nachts ist es selbst in größeren Städten totenstill. Abendessen nur zwei Meter vom Meer entfernt, frischer Tunfisch vom Grill und gutes Bier für fünfunddreißig Eurocent. Es gibt besondere Freiheiten, die es anderswo nicht mehr gibt. Kambodscha ist derzeit mein Favorit für den nächsten Strandurlaub. Doch Schluss mit der Schwärmerei vom Meer, ich war ja zuerst in Siem Reap und habe mir die Tempel von Angkor angesehen.

Nachdem Ned am nächsten Tag verschwunden war, entschied ich mich noch zwei Tage zu bleiben. Ich wechselte das Zimmer und nächtigte fortan allein für vier Dollar pro Nacht. Noch am selben Tag buchte ich bei einem Rikscha-Fahrer, der im Hotel Junge für alles war, einen Tagestrip zu den Angkor Tempeln. Am nächsten Tag sollte es um fünf Uhr morgens losgehen. Ich stand auf und war bereit. Mein Fahrer nicht. Ich saß da und wartete zwanzig Minuten auf ihn. Dann lief ich zur Straße und organisierte mir ein anderes Gefährt. Nachdem ich vierzehn Dollar ausgehandelt hatte und gerade das Tuk-Tuk besteigen wollte, sah ich auf der anderen Straßenseite einen vollbärtigen Weißen, der offenbar noch schlaftrunken ebenfalls nach einem Fahrzeug suchte. Ich zögerte nicht lange und zack die Bohne, hatte ich einen Mitfahrer. Jetzt musste ich nur noch die Hälfte des Geldes berappen.

James ist vierundzwanzig Jahre alt und kommt aus Texas, USA. Er war für ein paar Monate als Englischlehrer in Korea tätig und wollte, bevor er zu Weihnachten zurück nach Amerika fährt, noch ein paar Länder besuchen. Mr. James Adham Edwards ist etwas kleiner als ich und recht kräftig gebaut. Seine Mutter kommt aus Mexiko und sein Vater ist Amerikaner. Der Typ ist so wie ich mir einen Ami vorgestellt habe. Er ist laut, etwas ungehobelt und hat manchmal ein Benehmen wie ein Elefant im Porzellanladen. Er war nicht der erste Amerikaner den ich auf meiner Reise traf. Allen fehlte irgendwie eine gewisse Feinfühligkeit im Umgang mit der einheimischen Bevölkerung. James ist trotz allem ein durch und durch netter Kerl und so wunderbar unkompliziert. Er war immer mit allem einverstanden.

Wir nahmen also Platz und fuhren los. Die erste Station war das Ticketbüro. Eine Tageskarte kostete zwanzig Dollar. Ein Ticket für drei Tage war für vierzig Dollar zu haben. Sicherlich viel Geld. Angesichts der Größe der Tempelanlagen – die sich über geschätzte dreißig Quadratkilometer erstrecken – im Nachhinein aber ein Preis den ich wieder zahlen würde.

Die nächsten sechs Stunden verbrachte ich an atemberaubenden, märchenhaften Orten. Die zwischen dem neunten und dreizehnten Jahrhundert erbauten Anlagen sind überwältigend. Architektonische Meisterwerke mit magischer Ausstrahlung. Ich bin wahrlich kein Tempelfreak, aber die Tempel von Angkor haben mich schon begeistert. Wir machten an insgesamt fünf Stationen halt und brachten jeweils etwa eine Stunde damit zu umherzuschlendern und zu staunen. Die Tempel waren meist menschenleer. Man konnte ewig einfach so herumsitzen, lesen und dem kambodschanischen Urwald lauschen. Sogar den Tomb Raider Tempel habe ich gesehen!

Um die Anlagen herum tummelten sich viele kambodschanische Kinder, die neben Postkarten, T-Shirts und thailändischen Fischer-Hosen auch gute Kopien von allen Lonely Planet Ausgaben für fünf Dollar verkauften. Die zwischen acht und sechzehn Jahre alten Kids konnten teilweise bis zu acht Sprachen. Auf Englisch, Niederländisch, Französisch, Deutsch, Italienisch, Russisch oder sogar Chinesisch und Japanisch konnten Sie ihre Waren anpreisen. Ich war beeindruckt. Alle hatten sie aber eine traurige Gemeinsamkeit: Kein Geld für die Schule oder das Studium. Der Besuch einer Schule ist in Kambodscha nicht kostenlos. Nur halbwegs wohlhabende Leute können für die Bildung ihrer Kinder zahlen.

Wollte man die mehr als hundert Tempel von Angkor alle besuchen, bräuchte man sicherlich eine ganze Woche. Mir hat der eine Tag gereicht. Es war ein anstrengendes, aber ein tolles Erlebnis. Am Abend buchte ich mir in meinem Gästehaus das Ticket nach Phnom Penh. Die Hauptstadt von Kambodscha ist etwa zweihundertfünfzig Kilometer von Siem Reap entfernt. Ich hatte die Wahl zwischen einem Bootstrip und einer Busfahrt. Ich entschied mich für die schnellere Variante mit dem Bus, denn mit dem Boot würde ich i Vietnam noch oft genug unterwegs sein. James hatte sich mittlerweile auch entschlossen am nächsten Tag weiterzuziehen und reservierte sich ebenfalls einen Platz.

Am nächsten Morgen ging es Pünktlich los. Wir wurden mit einem Minibus abgeholt und dann wieder zum Sammelpunkt kutschiert. Der große Bus wartete bereits. Wir stiegen ein und fuhren los. Die Fahrt nach Phnom Penh war sehr angenehm. Der relativ neue Volvo hatte bequeme Sitze und eine Klimaanlage nach meinem Geschmack. Wir stoppten nur zwei Mal. Beim letzten Halt durfte ich dann auf einem kleinen Markt fritierte Grashüpfer, Spinnen und Küchenschaben bestaunen. Mir wurde übel. James fand den Anblick amüsant. Ich machte ihm ein Angebot. Wenn er eine dieser Spinnen essen würde, wollte ich im fünf Dollar geben. Er überlegte tatsächlich, lehnte dann aber ab.

Wir erreichten Phnom Penh on time. An der Haltestelle warteten bereits Horden von Modep- und Tuk-Tuk-Fahrern, die sich um die Neuankömmlinge regelrecht stritten. Es wurde geschubst und gedrängelt um ja noch einen Touri abzubekommen. Auch in Cambodia werden von Hotels und Gästehäusern hohe Prämien für jeden Touristen gezahlt. Wir wurden mit Visitenkarten und Präsentationsmappen überschwemmt. Der Amerikaner hatte schon in Siem Reap für die Abholung in Phnom Penh gesorgt. Auf Ihn wartete ein junger Kambodschaner mit einem großen, weißen Zettel auf dem folgendes stand: „Welcome to the Royal Guest House, Mr. James“. Er war begeistert und schoss ein Erinnerungsfoto. Wie es der Zufall es wollte, war das Royal Guesthouse auch mein Favorit. Es ist in meinem Reiseführer als Top-Tipp gekennzeichnet und so fiel mir die Entscheidung nicht schwer. Wir stiegen in das Minibus-Taxi und waren zehn Minuten später in unserer neuen Unterkunft. Zu diesem Zeitpunkt entschieden James und ich, die nächsten Tage miteinander zu verbringen. Wir teilten ein Zimmer und machten uns auf, Phnom Penh zu erkunden.

Die Stadt ist wenig spannend. Für Touristen hat sie nur wenig zu bieten. Es können der Royal Palace, das Nationalmuseum oder die Killing Fields von Choeung Ek besucht werden. Man sollte aber nicht zu viel erwarten. Die Stationen sind schnell abgefrühstückt. Wir blieben zwei Nächte und machten uns dann endlich auf in den Süden, an die Küste nach Sihanoukville..

4 Antworten auf „Tempel von Angkor & Phnom Penh“

Hallo Tino,
wir wünschen dir ein gesundes und besonders erlbenisreiches neues Jahr. Vielen Dank auch für deine Kartengrüße.
Geht es dir gut – nach deinen Berichten zu urteilen wohl doch.
Lass es dir gut gehen und bis bald
Ute und Sven

hi tino,
mein name ist antje und ich bin durch zufall auf deine seite gestoßen. mein freund und ich sind gerade auf neuseeland und wollen im september, für einen monat, von bangkok nach phnom penh traveln > für einen monat. ich finde die berichte super toll und hab mir gleich ein paar notizen gemacht. kannst du uns vielleicht irgendwas empfehlen oder wichtige tips auf den weg geben! das wäre super toll > werd jetzt noch ein paar berichte von dir lesen. viel glück und wenn du auf neuseeland bist und tips brauchst, dann schreib mir einfach 😉 bis denne

Hallo Tino,

ich war bis 18.12.2011 in Cambodia, ich habe dort mein Herz verloren, an diese Land und deren Leute, ich kann dich nur Beglückwünschen für diese Reise, auch ich werde dieses wunderbare Land Anfang 2013 wieder besuchen aber dann für mindesten 5 Wochen. Wüerde mich sehr freuen wenn ich was von dir höre, liebe Grüsse aus Regensburg bernhard

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