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Indien

Was ich lieb und was ich hass

Nach zwei Monaten Indien ist es Zeit für ein Resümee. Indien ist fast so wie ich es erwartet habe. Es gibt jede Menge arme Menschen, viel Verkehr, Dreck und Lärm. Dem gegenüber steht aber eine große Gastfreundlichkeit, eine beeindruckende Natur und großartiges Essen. Die Kultur und Lebensweise der Inder ist eine völlig andere. Hier prallen wirklich Welten aufeinander. Ich habe mich darauf eingelassen und bin erstaunlich gut klar gekommen.

Daran kann ich mich nicht gewöhnen

Da gibt’s nicht viel. Ganz oben auf meiner Liste steht das ständige Gespucke. Die meist älteren Inder lassen sich da richtig gehen. Überall auf der Straße, aus den Bussen heraus, während der Fahrt, beim Warten an Garküchen oder sonstwo. Einfach immer. Schrecklich. Besonders morgens im Hotel, wenn sich nebenan ein indischer Freund die Kehle aus dem Hals krächzt und minutenlang versucht alles Mögliche aus sich raus zu holen, vergeht es einem gewaltig. Die Inderinnen scheint das aber nicht zu stören. Sie spucken nur selten mit und ignorieren das Herumgewürge einfach.

Auf der Straße ist es unerträglich laut und stickig und beim Laufen durchs Menschengewirr ist sich jeder Inder selbst der Nächste. Da wird nicht so viel Rücksicht genommen. Es wird aber auch nicht drauflosgeschimpft. Das gibt’s da nicht. Dauerhupen ist überall in Indien angesagt. Beim Überqueren einer Kreuzung wird nicht angehalten, sondern eben unerbittlich auf die Hupe gedrückt. Je größer die Stadt, desto lauter die Hupen. Der Stärkere gewinnt.

Am Anfang war es nicht leicht für mich stressfrei über die Straße zu kommen. Der Verkehr fließt ohne Unterlass und Mopeds, Tuk-Tuks oder Autos und Busse halten nicht an, sondern hupen einfach nur wild drauf los. Man muss sich geschmeidig und langsam über die Straße bewegen, und darf auf keinen Fall plötzlich springen oder losrennen oder stehen bleiben. Läuft alles nach Plan, fließt der Verkehr um einen herum und man kommt wohlbehalten auf der anderen Seite an.

ja, das gefällt mir

Das Essen ist toll. Ich habe in Indien nur zwei-, dreimal Fleisch gegessen und das soll bei mir schon was heißen. Das vegetarische Essen ist so vielfältig, dass jeder Reisende meiner Meinung nach auch ganz gut ohne Fleisch zurechtkommt. Die Inder essen alles mit den Fingern. Das sieht lustig aus.

Die Landschaft is a schee. Von weißsandigen Stränden bis hin zu dichten Regenwäldern und gewaltigen Bergen findet sich alles was die Natur zu bieten hat.

Zweimal täglich ertönen von irgendwo her laute Gebetsgesänge, scheinbar aus Lautsprechern. Ich bin nicht sicher, ob es live ist oder vom Band kommt. Für jeweils zehn Minuten hüllen diese Gesänge jedenfalls alles in Schweigen. Die ganze Stadt scheint zuzuhören. Mir machte diese Zeremonie immer irgendwie ein wohliges Gefühl. So wie beim Friseur, wenn die Haarschneidemaschine leise um die Ohren säuselt. Es ist beruhigend und entspannend zugleich..

Reisen in Indien ist einfach und sehr preiswert. Mit schlechten Straßen und harten Sitzen in den Bussen und Bahnen konnte ich ganz gut leben. Wenn man sich über weite Strecken mit einem Local-Bus bewegt, kommt man mit der Bevölkerung schnell in Kontakt und die Zeit vergeht wie im Flug. Viele Inder sind überaus freundlich und hilfsbereit. Fast alle sprechen Englisch und so es ist einfach, sich nach dem Weg oder einer Unterkunft zu erkundigen. Eine lustige Eigenart der Inder ist das Kopfwackeln. Ich glaube es soll Zustimmung zum Ausdruck bringen. Zu Beginn der Indienreise hat das bei mir für große Verwirrung gesorgt.

Es gibt viele Dinge die ich an Indien toll finde. Das Land ist riesig. Zwei Monate reichen bei Weitem nicht aus um alles sehen zu können. Ich bin jetzt allerdings froh, endlich weiterziehen zu können. Die letzten Tage verbrachte ich länger als erwartet in Chennai, weil die Flüge nach Bangkok wegen der Besetzungen des Flughafens gestrichen waren. Bei einem kurzen Stopp habe ich mir dort das Visum für Vietnam besorgt. Jetzt bin ich endlich in Kambodscha. Und Kambodscha sage ich euch, ist der Geheimtipp für einen Strandurlaub wie er im Buche steht!

2 Antworten auf „Was ich lieb und was ich hass“

So, drei Tage vor Weihnachten sei Dir schnell noch ein Kommentar ins Muttiheft geschrieben. Denn es ist ja tatsächlich (auch) ein Muttiheft, weil die Mutti hier immer mitliest 🙂

Das Problem mit der Spuckerei haben übrigens auch die Chinesen. Im Vorfeld der Olympischen Spiele hat die chinesische kommunistische Partei an die Pekinesen appelliert, sich doch wenigstens für die Zeit der Spiele ein wenig zusammenzunehmen. Keine Ahnung, ob es was genützt hat. Ich war nicht in Peking.

Bin schon gespannt auf den ersten Bericht aus Cambodia. Ist das Land mit den weltweit glücklichsten und zufriedensten Bewohnern. Stand hier zumindest so in der „Zeit“. Kannst Du das mal überprüfen?

Grüße aus dem vorweihnachtlichen Berlin! (in dem natürlich jede Spur von Schnee fehlt)

Ahh lovely India!
Häufig sind die Eindrücke am Anfang zu viel des Guten für uns Westerns. Doch wenn man sich darauf einlässt, ist Indien eines der faszinierensten Länder. Auch nach mehreren Indienreisen erstaunt mich das „Wunderland“ immer wieder von neuem! Wie du sagst: Monate reichen kaum aus, wohl auch nicht Jahre 😉
Schöne Grüsse aus Malaysia!
Anido

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