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Indien

Shanti, Shanti in Fort Kochi

Ich war nun in Kerala angekommen. Der Landstrich zwischen dem Arabischen Meer und den Western Ghats gehört zu Indiens besseren Gegenden. In dem sozialistisch regierten Bundesstaat ist die Arbeitslosenquote so gering wie in keinem anderen Teil Indiens und fünfundneunzig Prozent aller Kinder im schulfähigen Alter gehen auch in eine Schule. Die Kids tragen in Kerala, wie auch in andern Bundesstaaten, Schuluniformen. Die Mädchen haben meist lange Röcke oder Kleider an und die jungen Burschen sehen in ihren hautengen Anzügen aus wie kleine Geschäftsmänner.

Kerala ist nach Angabe einschlägiger travel guides das beliebteste Touristenziel Indiens. Es gibt auch jede Menge zu sehen und zu erleben. So können ausgedehnte Backwater-Touren auf den unzähligen Flüssen und Flussarmen unternommen, oder in einem der vielen National- oder Wildparks hunderte verschiedene Vogelarten, schwarze Affen, Elefanten oder auch Wildkatzen wie Leoparden oder Tiger beobachtet werden. Kerala ist auch berühmt für seine riesigen Teeplantagen oder ayurvedische Massagen.

Fort Kochi ist ein recht kleines Areal von etwa einem Quadratkilometer. Es liegt an der Spitze der Halbinsel, die sich mit einer Handvoll weiterer Inseln und Halbinseln sowie auf dem Festland mit Ernakulam zu einer großen Stadt vereint. In Fort Kochi erinnert alles an die vielfältige, koloniale Vergangenheit. Ganz im Norden gibt es riesige, chinesische Fischernetze, die immer noch genutzt werden, eine alte Kirche sowie Moscheen und Synagogen zu bestaunen. Alte, portugiesische Häuser und Ruinen aus der Zeit der britischen Herrschaft prägen hingegen das Erscheinungsbild in den kleinen Gassen.

Meine Unterkunft fuhr ich wieder auf Verdacht an und wurde nicht enttäuscht. Das familiengeführte Guest-House „Kapithan Inn“ hatte hübsche Zimmer mit eigenem Bad, einer Dusche und kostete nur vierhundert Rupies pro Nacht: cockroach free, mosquito proof=] und inklusive sportlicher Morgenunterhaltung. Denn vor meiner Bleibe war unter einem riesigen, alten Baum ein kleiner, wilder Sportplatz mit Sand- und Rasenflächen angelegt, auf dem ich, schon ab etwas sieben Uhr in der Früh, indischen Jungendlichen bei ihrem Lieblingssport, dem Kricket, zusehen durfte. Gegen Abend wurde dann auch etwas Fußball gespielt. Dabei ging es teilweise zu, wie in der englischen Liga. Aua.

Die dörfliche Atmosphäre an der Spitze dieser Halbinsel ist wirklich sehr entspannt. Autos oder Rikschas waren hier nur wenige zu sehen und die meisten Inder trieben sich offenbar auf dem Festland rum. Während meines viertägigen Aufenthaltes machte ich einen Ausflug nach Ernakulam, entspannte am fünfundzwanzig Kilometer entfernten Sandstrand auf Vypeen und unternahm eine Tagestour mit einem Boot auf den Backwaters von Kerala. Der Trip gehört auch zu den ruhigeren Erlebnissen in Indien. Wir fuhren stundenlang über kleine und große Flüsse und Lagunen, an deren Ufern, scheinbar von der Außenwelt abgeschnitten, noch unberührte Dörfer lagen.

Eigentlich wollte ich nach dem Besuch in Kochi noch weiter in den Süden, Richtung Alappuzha und Kollam um noch mehr von diesem herrlichen Bundesstaat zu sehen. Ich endschied mich aber als nächstes endlich einen Wildpark anzusteuern, um ein paar Raubkatzen und Elefanten in freier Natur zu beobachten, denn so langsam geht meine Indienreise ja zu Ende. Das Nächste Ziel lag also wieder in den Western Ghats und hieß Kumily. Im Periyar Wildlife Sanctuary, das ganz im Osten von Kerala, an der Grenze zu Tamil Nanu zu finden ist, standen die Chancen auch nicht schlecht, bei einer Safari mit den Jeep, auf wilde Tiere zu stoßen..

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