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Indien

Mit der Rikscha für 20 Rupien durch Bangalore?

Die Fahrt mit dem Nachtbus war ganz entspannt, denn wie ich schon erwähnte, habe ich mir rechtzeitig ein Schlafabteil gesichert. Nach acht Stunden – etwa gegen 7 Uhr – wurde es langsam hell und wir fuhren in DIE IT-Stadt Indiens ein. Auf den ersten Blick war hier nichts anders. Es sah zunächst aus wie in allen anderen Großstädten. An vielen Ecken waren wieder kleine, quadratische Häuschen aus Holz oder Wellblech aufgebaut, in denen vor allem Getränke wie Wasser, Cola oder Fanta, aber auch alle möglichen Sorten von Keksen und getrocknetes Obst, sowie Kaugummis und sonstige westliche Leckereinen verkauft wurden. Die Straßenränder der Vororte waren auch wieder von einfachen Hütten gesäumt, aus denen langsam alte und junge Männer sowie Frauen und Kinder heraustraten und sich aus Eimern die Nacht aus den Gesichtern wuschen. Zahnbürsten habe ich keine gesehen.

Nach der Ankunft auf dem Busbahnhof habe ich mir gleich eine Rickscha geschnappt und mich zum Hotel bringen lassen. Selbstverständlich vertraute ich auch hier wieder auf die Referenzen im Lonely Planet. Das Zimmer war nicht gerade groß oder hell und es gab auch keine Dusche, aber es schien sauber und ordentlich. Der Portier war mürrisch und konnte Europäer scheinbar nicht so recht leiden. Trotzdem buchte ich mich für 550 Rupien und vorerst vier Nächte ein und machte mich mit dem Gedanken vertraut, die nächsten Tage sozusagen aus dem Eimer zu duschen, oder wie sagt man dazu?! Mein Zimmer war sogar mit einem Fernseher und mindestens neunzig Programmen – darunter auch englischsprachige Sender wie HBO, NBC oder STAR Movie – ausgestattet. Eine nette Angelegenheit, denn dieser Apparat sollte mich so manche Nacht in den Schlaf flimmern.

Bangalore hat touristisch eigentlich nicht so viel zu bieten. Es lag einfach auf meiner Strecke nach Mysore und es bot sich an, einige Tage in milderem Klima ein bisschen zu arbeiten. Die Temperaturen lagen tagsüber bei etwa 28°C und abends bei netten 21°C. Also genau richtig für mich.
Noch am Ankunftstag habe ich mir die großartige Lange der Unterkunft zu Nutze gemacht und die Innenstadt erkundet. Bangalore ist eine entspannte Stadt. Die Menschen dort sind offensichtlich mehr westlich orientiert als in anderen Teilen des Landes. Hier sieht man schon einmal eine Dame im Rock, langer Hose oder Anzug herumlaufen und die Männer tragen nicht mehr nur Lungis oder Dhotis, sondern durchaus ganz entspannt eine Jeans mit T-Shirt oder Hemd.

Am nächsten Tag bin ich dann leider auf die Masche eines Rikschafahrers reingefallen, der mir eine gute Stunde meiner kostbaren Zeit stahl, (=O) indem er sich anbot, mich auf Nachfrage, zu einem tollen, großen „Shopping-Center“ zu kutschieren. Ich wollte eigentlich nur abchecken, was in dieser steuerbegünstigten IT-Stadt der Provinz Karnataka die Technik so kostet. Er brachte mich aber für nur „twenty rupies!“ in einen unterirdischen Touristenladen, wo mich schon grinsende Inder freudig empfingen, um mir das Geld aus der Tasche zu ziehen. Als ich durch die Tür trat, wurde mir auch sofort klar wo ich da hineingeraten war. Ich sah jede Menge voller Regale mit irgendwelchen Souvenirs, Schnickschnack sowie Seide und sonstigen Stoffen. Der Rikschafahrer freute sich sicher schon auf die Provision, die er für mich erhalten sollte. Er konnte aber natürlich nicht wissen, wen er sich da in sein Gefährt geladen hatte. Nach etwa drei Sekunden in dem Geschäft machte ich sofort auf den Hacken kehrt und war fest entschlossen meinen driver zur Rede zu stellen. Der verstand aber auf einmal gar nichts mehr. Naja, jedenfalls nötigte ich ihn zu guter letzt mich wieder dort abzuladen wo er mich aufgegabelt hatte. Die Elektronikläden habe ich dann im Laufe des Tages irgendwann trotzdem gefunden. Mit einigen Ausnahmen lässt sich hier übrigens kein Schnäppchen machen, denn die Preise sind mit denen bei uns in Deutschland durchaus vergleichbar.

Am dritten Tag habe ich dann zum ersten Mal meine Wäsche gewaschen, wie ein Foto auch beweist. Ich hatte allerdings den Eindruck, dass die Klamotten irgendwie nicht so sauber wurden wie ich erwartete. Vielleicht lag es an dem billigen Waschmittel oder dem Eimer, vielleicht auch an der Technik beim Schrubbeln. Womöglich bin ich aber auch einfach nicht dazu geboren Wäsche zu waschen..

3 Antworten auf „Mit der Rikscha für 20 Rupien durch Bangalore?“

Liebes Brüderchen,

macht immer wieder Spaß, Deine Texte zu lesen. Dieses Mal habe ich eine Bitte. Könntest Du eventuell einem von diesen Affen, wie sie auf Bild 6 Deiner Bangaloregalerie zu sehen sind, mal ordentlich eine reinziehen? Einfach so? Stellvertretend für mich, dem nämlich von genau so einem Mistvieh die Brille geklaut wurde!

Beste Grüße aus dem übersichtlichen Schtetl Berlin,

Uwe.

Ui, ich kann doch Tieren nichts zu Leide tun. Da musst du wohl oder über noch einmal in den Berliner Zoo. Da könntest du dich dann auch direkt an dem Übeltäter rächen. Du weißt doch sicher noch wie der aussah, hey?!

in Bangalore mußte ich mal 3 Wochen verbringen, ich ging oft allein herum, kann man als Frau recht gut. Der Lal Bagh ist übrigens einer der größten exotischsten Parks Indiens. In einem kleineren Park fiel ich auf die Story eines alten Mannes rein, der mir seine traurige Geschichte erzählte. Ich glaubte ihm alles und gab ihm 50 Rps. Es tat mir nicht leid. Folgende Worte finde ich in einem Tagebuch: Fußwege, keine Platte liegt gerade, große Löcher, darunter Abwasser, jemand erzählt von kleinen Kindern, die manchmal da rein fallen, Gasgeruch in den Straßen, viele Bauruinen, kleine niedliche Villen, oft schlecht erhalten, große Menschenansammlung wegen eines Diebes? junge Mädchen auf Scootern, usw.

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