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Indien

Mit dem Zug von Coimbatore nach Kochi

Nach einer ruhigen Fahrt mit einem recht ordentlichen, staatlichen Bus und jeder Menge freier Plätze bin ich sehr entspannt am Busbahnhof in Coimbatore angekommen, obwohl die Temperaturen wieder jenseits der dreißig Grad Marke lagen und die schwüle Luft unerbittlich drückte. Eine Rikscha brachte mich zu meinem Hotel, das praktischerweise genau gegenüber dem Bahnhof lag.

Eine Dusche später machte ich mich auf den Weg, mein zweites Zugticket zu kaufen um am nächsten Tag endlich die erste Zugfahrt nach Kochi antreten zu können. Es war, ganz im Gegenteil zu Mumbai, gar nicht so einfach klare Informationen zu erhalten. Der Bahnhof in Coimbatore ist zweistöckig. Oben können Tickets für die nächsten Tage reserviert werden und unten gibt’s nur das Zugticket, ohne Garantie auf einen Sitz-oder Schlafplatz. Bevor ich das aber wusste, stand ich unten an und wollte einen Sitzplatz für den nächsten Morgen reservieren. Der Kollege schickte mich nach oben, der Bahnmitarbeiter am Reservierungsschalter wieder nach unten und so lief ich drei Mal auf und ab und hatte immer noch kein Ticket.

Irgendwann wurde mir klar, dass Karten für den nächsten Tag nicht reserviert werden können. Ich kaufte also eine Fahrkarte auf gut Glück für einhundertzwanzig Rupies und lag am darauf folgenden Tag im Schlafabteil des Sabari Express Richtung Kochi. Ich hatte mir direkt einen Platz am Fenster ergattert und konnte liegend, mit ausgestreckten Beinen, die fünfstündige Fahrt durch palmengesäumte Landschaften, ausgedehnte Reisfelder und unglaublich hohe Berge genießen. Eine Zugfahrt ist wirklich sehr viel entspannter als die Reise mir dem Bus. Hier gibt’s keine Schlaglöcher und der Fahrer kann sich nicht so austoben.

Der Sabari Express macht an vielen Stationen halt. An größeren Bahnhöfen strömen während dessen jede Menge fliegende Händler die Abteile und wollen alles Mögliche verkaufen: Land- und Postkarten, Schreibhefte?!, „frisch gepresste“ Säfte, Wasser, Cola, Seven-Up, Tee und Kaffee aber auch Schmuck, Uhren und selbstverständlich leckeres, indisches Essen. Ich konnte nicht anders und musste mir auch ein paar Naans kaufen. Immerhin bin ich ja geimpft=]

Nach dem Essen wurde einfach alles aus dem Zug-Fenster geworfen. Das scheint hier so üblich zu sein, denn es gibt wirklich nirgends einen Mülleimer. Ich hab in ganz Indien noch keinen gesehen. Wahrscheinlich werden auf diese Weise wieder Arbeitsplätze geschaffen, denn zumindest an den Bahnhöfen tummelten sich einige Menschen, die den groben Unrat sofort in blauen Müllsäcken verschwinden ließen. Aber wie gesagt nur den wirklich groben Unrat. Alles andere lag einfach so rum. Ihr wisst schon was ich meine.

Kurz vor meinem Ziel dem Bahnhof in Ernakulam – Kochi, bin ich dann doch noch einmal ins Schwitzen geraten. Ein netter Inder hatte mich, sicherlich versehendlich, eine Station zu früh aussteigen lassen. Ich war schon drauf und dran mir eine Rikscha zu organisieren und wollte dem Fahrer gerade lautstark verständlich machen, dass ich seine maßlos überzogenen Preise für eine so kurze Strecke zur Fähre nicht bezahlen würde. Da wurde mir bewusst: Ich bin zu früh ausgestiegen. Der Zug stand noch da, aber ein junger Inder, der scheinbar die Funktion eines Schaffners übernahm, stieß in diesem Moment unüberhörbar in seine Trillerpfeife, was den Zug augenblicklich in Bewegung versetzte. Ich rannte, voll bepackt und wie von Sinnen, Richtung Zug und sprang wieder hinein. Das war zum Glück so einfach möglich, weil die Türen offen blieben und die alte, vorgespannte Lok nicht so schnell anfuhr.

Am richtigen Bahnhof kutschierte mich eine Motorrikscha dann für ein paar Rupies zur Fähre, die mich nach Fort Kochi bringen sollte. Nach ein paar Minuten war auch das Fährticket für zwei Rupien gekauft und ich schipperte gemächlich Richtung Halbinsel..

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